25.08.2023
Osteuropäische Unternehmen stehen unter dem Druck
Obwohl Unternehmen in ganz Europa mit hoher Inflation und steigenden Zinsen zu kämpfen haben, sind diese Schwierigkeiten laut dem European Payment Report 2023 von Intrum in Osteuropa besonders ausgeprägt.
Ein Ausschnitt aus dem European Payment Report mit Ergebnissen aus Osteuropa für Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Polen, Rumänien, Serbien, Slowenien, Slowakei und Tschechien.
Um dem anhaltenden wirtschaftlichen Abschwung entgegenzuwirken, geben 41% der osteuropäischen Unternehmen an, dass sie als Maßnahme ihre Kosten senken. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als in Nordeuropa.
Dieser Trend ist verständlich - gerade in Osteuropa kommt es aufgrund des Krieges in der Ukraine zu Lieferengpässen und Problemen in den Lieferketten. Dies heizt die Inflation in den betroffenen Ländern zusätzlich an.
So berichten osteuropäische Unternehmen häufiger als im übrigen Europa, dass ihre Kunden aufgrund der Inflation nicht in der Lage sind, ihre Rechnungen zu bezahlen. In Bosnien und Herzegowina gaben dies 70 Prozent der Befragten an, in Serbien 69 Prozent und in Bulgarien 66 Prozent. Der europäische Durchschnitt aller befragten Unternehmen liegt nur bei 59%.
Tschechien mit weniger Sorgen
Tschechien stellt hier eine Ausnahme dar. Hier geben nur 45% der Unternehmen an, dass sie befürchten, dass die Inflation zu Zahlungsproblemen ihrer Kunden führen könnte. Entsprechend geben nur 41% an, dass sie selbst aufgrund der Inflation nicht mehr in der Lage sind, ihre Lieferanten pünktlich zu bezahlen. Dieser Wert liegt deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 56%.
In Bulgarien, Polen und Slowenien haben die befragten Unternehmen größere Schwierigkeiten. In Bulgarien geben 65% an, dass sie ihre Lieferanten nicht pünktlich bezahlen können. In Polen sind es 62% und in Slowenien 60%.
Eine natürliche Reaktion auf diesen finanziellen Druck ist es, effizienter zu werden und die Kosten zu senken. Experten warnen jedoch davor, Sparmaßnahmen auf Kosten von Wachstumsplänen durchzuführen, da dies die wirtschaftliche Erholung in der Zukunft verlangsamen könnte.
Lohnerhöhungen von den Beschäftigten gefordert
Aber nicht nur Zahlungsausfälle sind für die Unternehmen ein inflationsbedingtes Problem. In vielen Ländern, vor allem in Tschechien, Rumänien und Bosnien und Herzegowina, geben ca. 90% der Unternehmen an, dass ihre Mitarbeiter bereits nach Gehaltserhöhungen gefragt haben oder dies wahrscheinlich bald tun werden.
Anna Zabrodzka-Averianov, Senior Economist bei Intrum, glaubt, dass der Wunsch nach höheren Gehältern zunehmend problematisch werden könnte, wenn damit der Verlust an Kaufkraft ausgeglichen werden soll. "Es besteht die Gefahr, dass höhere Löhne zusätzlich zur Inflation beitragen, da die Unternehmen zumindest einen Teil der Mehrausgaben über die Preise ihrer Waren und Dienstleistungen an die Kunden weitergeben."
Insights aus dem European Payment Report 2023
Dieser Artikel basiert auf der jüngsten EPR von Intrum, die sich mit den Auswirkungen verspäteter Zahlungen auf die Entwicklung und das Wachstum europäischer Unternehmen befasst. Die Studie basiert auf den Ansichten von mehr als 10.000 Führungskräften und untersucht, wie Unternehmen mit wirtschaftlichen Einbrüchen und Liquiditätsengpässen umgehen.