09.04.2021
Frühwarnindikatoren für Non-Performing Loans
Der European Payment Report 2020 – veröffentlicht von Intrum – zeigt auf, wie sich der Zahlungsverzug auf die wirtschaftlichen Perspektiven von 10.000 Unternehmen in 29 europäischen Ländern auswirkt.
Die Ergebnisse des Reports 2020 zeigen schwer erschütterte europäische Volkswirtschaften und Geschäftsprozesse, die in vielen Branchen zum Stillstand gekommen sind. Der Bericht liefert uns auch wertvolle Frühwarnindikatoren und Signale für die Auswirkungen auf die Kreditportfolios der Banken sowie für die wirtschaftlichen Auswirkungen auf viele andere Branchen.
Auswirkungen der Covid-19-Krise
Die Covid-19-Krise hat die Unternehmen mit einer beispiellosen Unsicherheit konfrontiert. Die Aufrechterhaltung eines stetigen Cashflows durch rechtzeitige Zahlungen ist zu einer Frage des Überlebens geworden.
Der European Payment Report zeigt, dass Unternehmen trotz der Herausforderungen versuchen, den Sturm zu überstehen, und Initiativen zur Vermeidung von Zahlungsverzug sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene anstreben. Die Hälfte der Befragten wünscht sich die Einführung neuer Gesetze, um das Problem des Zahlungsverzugs in den Griff zu bekommen.
Auf Bankenseite muss die Finanzindustrie auf ein Worst-Case-Szenario vorbereitet sein und sollte die Frühwarnindikatoren und Signale aus der Realwirtschaft ernst nehmen und sich proaktiv auf einen Anstieg der Non Performing Loan's (NPLs) vorbereiten.
Wendepunkt im Non Performing Loan-Management
Die EU-Kommission geht in ihrem Bericht sogar so weit, von einem Wendepunkt im Non Performing Loan-Management zu sprechen: War es zunächst ausschließlich zur Bekämpfung der Krise notwendig, so ist es nun ein struktureller und funktionaler Bestandteil der Gesamtbanksteuerung. Aufgrund der Auswirkungen der Rezession wird sich die Gesamtbanksteuerung vorrangig mit der Vermeidung von Kreditausfällen und dem Management der entstehenden Non Performing Loan's beschäftigen. Die EZB geht in ihren aktuellen Schätzungen von einem Anstieg um 500 Mrd. EUR auf 1,4 Billionen EUR in Europa in einem Worst-Case-Szenario aus.
Die EU-Kommission hat mit ihrem am 16. Dezember 2020 veröffentlichen NPL-Aktionsplan ein deutliches politisches Zeichen gesetzt, alle Instrumente für ein effektives Non Performing Loan-Management zu fördern. Die Entwicklung es Secondary-Marktes d.h. die Inanspruchnahme des Kapitalmarktes für Portfoliotransaktionen zur Entlastung der Bankbilanzen, ist eine zentrale Initiative dieses EU-Aktionsplans.
Andrea Enria, Vorsitzender des Aufsichtsgremiums der EZB, fügte in seinen „Opinion piece“ hinzu, dass die Erfahrung der Vergangenheit zeige, dass immer dann, wenn Vermögensverwaltungsgesellschaften eingesetzt wurden, die Bereinigung der Bankbilanzen viel schneller und effektiver war, um die Kreditvergabefähigkeit der Banken wiederherzustellen. Und für Banken ist es wichtig, die Frühwarnindikatoren richtig zu interpretieren, Klippen-Effekte zu vermeiden und das Risiko zu verringern nicht lebensfähige Unternehmen zu übersehen sowie einer Zombie-Entwicklung offensiv zu begegnen.